Schweizer Präsenz in Locarno: Dokumentarfilme stark vertreten

12.07.2005

Breit gestreut in fast allen Festivalsektionen des 58. Internationalen Filmfestival Locarno (3. – 13. August 2005) finden sich Schweizer Produktionen. Der Spielfilm «Snow White» von Samir (Dschoint Ventschr, Zürich) über die Befindlichkeiten 20-Jähriger läuft im internationalen Wettbewerb. «Face Addict» von Edo Bertoglio ist in der Sélection officielle hors compétition. In der Sektion Cinéastes du présent sind Schweizer Dokumentarfilme mit den neusten Werken von Dominique de Rivaz, Christian Frei, Daniel Schweizer, Fernand Melgar, Nicolas Wadimoff und Béatrice Guelpa sehr präsent. Die Filmpreisträger Sabine Gisiger und Norbert Wiedmer zeigen in der Semaine de la critique ihre jüngsten Werke. Auch im Videowettbewerb laufen zwei Schweizer Beiträge und in der Schweizer Sektion der Pardi di domani konkurrieren 19 Kurzfilme. Die Promotionsinstitution SWISS FILMS präsentiert die in der Reihe Appellation Suisse gezeigten Filme und bietet mit ihrem vor dem Kino La Sala situierten Pavillon einen Treffpunkt für die Branche.
Im Videowettbewerb, der auf experimentierfreudige und innovative Arbeiten ausgerichtet ist, laufen «Rollow» von Emmanuelle Antille, ein Spielfilm über einen Jugendlichen und seine Geschichte, «Raccionepeccui» von Giuseppe Bertolucci (Prod. CISA Service, Lugano), ein fiktionaler Monolog einer Süditalienerin und «Revival Paradise» von Frédéric Moser und Philippe Schwinger. Christian Frei ist Mitglied der Videowettbewerb-Jury. Mit Fanatismus, Terror und Ignoranz setzen sich gleich zwei der in der Reihe Cinéastes du présent gezeigten Filme auseinander: «The Giant Buddhas» von Christian Frei auf den Spuren der Buddha-Statuen in Afghanistan und «White Terror» von Daniel Schweizer (Dschoint Ventschr, Zürich) mit den internationalen Verflechtungen der Neonazi-Szene. Rituale beleuchten Edo Bertoglio mit «Face Addict» (Produktion: Amka Films, Savosa. Siehe auch Fotoausstellung in Locarno) – ein Rückblick auf das New Yorker Downtown-Leben der 70er Jahre, und Alina Marazzi mit «Per sempre» über die Entscheidung für ein Klosterleben. «L’accord» von Nicolas Wadimoff und Béatrice Guelpa (Produktion: Akka Films, Genf) über die „Hintermänner“ der Genfer Initiative, die sich für den Frieden im Nahen Osten stark machen, steht zusätzlich im Wettbewerb um den «Human Rights Award». Jacqueline Veuve, der «Doyenne du cinéma suisse», ist das knapp einstündige Portrait «Chère Jacqueline» von Dominique de Rivaz gewidmet, während Fernand Melgar im 30-minütigen «La vallée de la jeunesse» den Choreografen Philippe Saire porträtiert. Beide Filme werden in der Videosektion der Cinéastes du présent uraufgeführt wird. Ein Programm der Pardi di domani ist mit Filmen der Kunsthochschule Genf bestückt und im Human Rights-Programm wird Fulvio Bernasconis’ «Powerful Men» gezeigt (Prod. Ventura Films, Meride).

In der Semaine de la critique, welche sich traditionell dem Dokumentarfilm widmet, kommt der neue Film von Sabine Gisiger «Gambit» (Prod. Dschoint Ventschr) über Verantwortlichkeiten für die Seveso-Dioxinkatastrophe zur Uraufführung, ebenso «Blau» von Stefan Kälin und Norbert Wiedmer, über den Luzerner Sänger Thomas Hösli und den Jazzpianisten Ricardo Regidor, die zusammen deutsche Popsongs produzieren. Die sechste Ausgabe der Appellations Suisse bietet mit einer Auswahl von 10 Schweizer Kinofilmen – fünf Spiel- und fünf Dokumentarfilme – einen Überblick über die nationale Jahresproduktion. Der in dieser Reihe präsentierte Musikfilm «Maria Bethânia, música é perfume» von Georges Gachot wird als Auftakt zum Festival anlässlich einer lokalen Vorpremiere am 2. August auf der Piazza Grande aufgeführt.

Zürich, 12. Juli 2005

Weitere Informationen zu den Filmen und zum Festival finden Sie unter