SWISS FILMS JAHRESRÜCKBLICK - Schweizer Filmjahr 2018: starke Festivalpräsenz und aufstrebende Newcomer

Zahlreiche Schweizer Filme sind 2018 für die bedeutendsten internationalen Filmfestivals in Sundance, Berlin, Cannes und Toronto selektioniert worden.

18.12.2018

Zahlreiche Schweizer Filme sind 2018 für die bedeutendsten internationalen Filmfestivals in Sundance, Berlin, Cannes und Toronto selektioniert worden. Sowohl junge FilmemacherInnen wie Germinal Roaux, Anja Kofmel und Simon Jaquemet als auch die Schweizer «Masters of Cinema» Jean-Luc Godard, Markus Imhoof und Christian Frei sorgten dieses Jahr für eine starke internationale Präsenz des Schweizer Filmschaffens. Auch die Kurzfilme punkteten an den wichtigen Festivals und Preisverleihungen, so etwa ALL INCLUSIVE von Corina Schwingruber Ilić und FAST ALLES von Lisa Gertsch.

Das internationale Schweizer Filmjahr 2018 startete vielversprechend am Sundance Film Festival, dem wichtigsten Filmfestival der USA. GENESIS 2.0 von Christian Frei und Maxim Arbugaev erhielt da den World Cinema Documentary Special Jury Award for Cinematography. Und das renommierte International Film Festival Rotterdam IFFR präsentierte im Januar 2018 gleich neun Schweizer Filme. 

FORTUNA und ELDORADO: Aufrüttelnde Schweizer Migrantengeschichten in Berlin
Im Programm der 68. Berlinale liefen rund ein Dutzend Filme mit Schweizer Beteiligung, drei davon feierten im Wettbewerb Weltpremiere. So etwa FIGLIA MIA von Laura Bispuri, koproduziert von Bord Cadre Films oder ELDORADO von Markus Imhoof (ausser Konkurrenz), der von der Amnesty International Jury in Berlin eine lobende Erwähnung erhielt und im August als offizieller Schweizer Beitrag ins Rennen um eine Nomination für die 91. Academy Awards in der Kategorie «Foreign Language Film» geschickt wurde.

Ursula Meier und Lionel Baier stellten ihre Spielfilme der Reihe ONDES DE CHOC im Panorama vor. FORTUNA, der zweite Spielfilm des jungen Westschweizer Regisseurs Germinal Roaux, lief in der Sektion Generation 14+ und wurde mit dem Grossen Preis der Internationalen Jury für den Besten Film und dem Gläsernen Bären für den Besten Film der Jugendjury ausgezeichnet. Bei den Berlinale Shorts wurde der schweizerisch-ruandische Kurzfilm IMFURA von Samuel Ishimwe mit dem Silbernen Bären prämiert.

Matthias Huser wurde mit seinem zweiten Spielfilm-Projekt DER DSCHUNGEL, produziert von 8horses, als einer von zehn Drehbuchautoren für das Programm Script Station 2018 der Berlinale Talents selektioniert und konnte 2018 auch am Europe-Latin America Co-Production Forum in San Sebastian sowie am Programm Proyetas am Ventana Sur Market in Buenos Aires teilnehmen. Mit Luna Wedler (EFP Shooting Star) und Ella Rumpf (Variety Showcase «10 Europeans to watch in 2018») standen ausserdem zwei vielversprechende Schweizer Schauspielerinnen im Rampenlicht der Berlinale.

Drei Koproduktionen im Wettbewerb von Cannes und eine Palme d’Or
An der 71. Ausgabe des Festival de Cannes wurden drei Schweizer Koproduktionen für den prestigeträchtigen Wettbewerb selektioniert: Jean-Luc Godards LE LIVRE D’IMAGE, der mit der Palme d’Or Spéciale honoriert wurde; LAZZARO FELICE von Alice Rohrwacher, koproduziert von Amka Films Productions, ausgezeichnet für das Beste Drehbuch, und UN COUTEAU DANS LE COEUR von Yann Gonzalez, koproduziert von Garidi Films. Mit CHRIS THE SWISS, dem Debutfilm der Animationsfilmemacherin Anja Kofmel und dem Kurzfilm SCHÄCHER des Bündner Regietalents Flurin Giger liefen zwei Schweizer Produktionen im Programm der Semaine de la Critique. Giger wurde für die Entwicklung seines ersten langen Spielfilms auch für den Next Step Workshop 2018 ausgewählt, den die Semaine de la Critique in Zusammenarbeit mit dem TorinoFilmLab organisiert. Die Schweizer Filmemacherin Ursula Meier präsidierte in Cannes zudem die Jury für den Nachwuchspreis Caméra d’Or.

Starker Nachwuchs in Venedig, Toronto und San Sebastián
An den renommierten Festivals von Venedig, Toronto und San Sebastián präsentierten mehrere junge Schweizer Talente ihre neuen Filme: Der Kurzfilm ALL INCLUSIVE von Corina Schwingruber Ilić startete seine erfolgreiche Festivalkarriere in Venedig und Toronto; PEARL, der Debutfilm der Schweizerin Elsa Amiel lief in Venedig in der Sektion Giornate degli Autori. Am Toronto International Film Festival TIFF war 2018 mit DER UNSCHULDIGE von Simon Jaquemet erstmals ein Schweizer Film in der kompetitiven Sektion Platform programmiert. Gleich anschliessend lief der Spielfilm im Hauptwettbewerb von San Sebastián. Auch der Kurzfilm LOS QUE DESEAN von Elena López Riera war in Toronto und San Sebastián zu sehen und Hannes Baumgartners Debutfilm DER LÄUFER wurde dort in der Sektion «New Directors» uraufgeführt.

Des Weiteren machten Cyril Schäublin mit DENE WOS GUET GEIT und Nicole Vögele mit CLOSING TIME an internationalen Filmfestivals auf sich aufmerksam. DENE WOS GUET GEIT lief an zahlreichen Festivals, wurde mehrfach ausgezeichnet und erhielt eine Nomination für die European Film Awards in der Kategorie European Discovery – Prix FIPRESCI 2018. Ausserdem wurde der Film für mehrere VOD Platformen selektioniert und war auf MUBI, Filmatique und dem ArteKinoFestival zu sehen. CLOSING TIME von Nicole Vögele wurde am Locarno Festival (Cineasti del presente) mit dem Special Jury Award ausgezeichnet und lief in Amsterdam am bedeutendsten Dokumentarfilmfestival in der IDFA Competition for First Appearance.

Schweizer Kurzfilme 2018 weiter auf Erfolgskurs
An den Student Academy Awards 2018 wurde zum dritten Mal in den letzten fünf Jahren ein Kurzfilm der ZHdK ausgezeichnet: FAST ALLES von Lisa Gertsch gewann die Silver Medal in der Kategorie Narrative (International Film Schools) und ist somit auch für die 91. Academy Awards qualifiziert. Insgesamt waren dieses Jahr acht Schweizer Kurzfilme für eine Oscar-Nomination zulässig, unter anderem der Animationsfilm INTIMITY, der am Sundance Film Festival lief, COYOTE, der an der Berlinale Premiere feierte, VALET NOIR, der für das EFP Programm Future Frames in Karlovy Vary selektioniert wurde, sowie der mehrfach ausgezeichnete Kurzdok LIGNE NOIRE.

Zwei Kurzfilme waren dieses Jahr auch für die European Film Awards in der Kategorie European Short Film 2018 nominiert: LOS QUE DESEAN von Elena López Riera und die Koproduktion I SIGNED THE PETITION von Mahdi Fleifel.

Internationale Box-Office-Zahlen
2018 weist der internationale Datenanalyst Comscore rund 1.6 Millionen Kinoeintritte für Filme mit Schweizer Beteiligung im Ausland aus.* Erfolgreich waren dieses Jahr die Koproduktion LAZZARO FELICE von Alice Rohrwacher mit rund 230‘000 Kinoeintritten in zehn europäischen Ländern und der Schweizer Dokumentarfilm #FEMALE PLEASURE von Barbara Miller mit rund 50'000 Besucher/innen in Deutschland und Österreich. FORTUNA von Germinal Roaux weist in Frankreich bis jetzt bereits mehr als 36'000 Kinobesuche auf, UN NEMICO CHE TI VUOLE BENE von Denis Rabaglia in Italien schon 55'000. Der erfolgreichste Kinofilm mit Schweizer Beteiligung ist 2018 POPE FRANCIS. Die minoritäre Schweizer Koproduktion von Wim Wenders lockte in Europa, Nord- und Lateinamerika über 750'000 Zuschauer/innen ins Kino.

*Korrigendum:
Der Abschnitt zu den internationalen Box-Office-Zahlen der Filme mit Schweizer Beteiligung 2018 ist leider unvollständig. Unter anderem fehlt die internationale Auswertung der deutsch-schweizerischen Koproduktion DIE KLEINE HEXE von Michael Schaerer (Claussen+Putz Filmproduktion/ Zodiac Pictures), die bisher im deutschsprachigen Raum äusserst erfolgreiche Eintrittszahlen aufweist. Aktualisierte Zahlen zu den internationalen Kinoeintritten folgen im Januar 2019. (21.12.2018)

Schweiz als Gastland in Clermont-Ferrand und Montreal
SWISS FILMS war 2018 in folgenden Ländern mit Filmprogrammen präsent: Spanien, Frankreich, Dänemark, Belgien, Polen, Israel, Kanada, USA, Brasilien, Mexiko, Chile, Südkorea und China. Am weltweit grössten Kurzfilmfestival Clermont-Ferrand war die Schweiz Anfang Jahr mit über 40 Kurzfilmen zu Gast. Unter anderem zeigte das Festival Retrospektiven von Georges Schwizgebel, Peter Volkart und Rolando Colla. Auch am Festival Cinemania in Montreal bildete das Schweizer Filmschaffen einen Programmschwerpunkt, so etwa mit einer umfassenden Ursula-Meier-Retrospektive. Am Dokumentarfilmfestival CPH:DOX in Kopenhagen war Peter Mettler «Artist in Focus».

Neue Industry Aktivitäten und für 2019 erwartete Filmstarts
SWISS FILMS baute dieses Jahr ihre Industry Aktivitäten weiter aus. So lud die Promotionsagentur internationale Festivaldelegierte und Buyers zusätzlich zur exklusiven Market Preview am Zurich Film Festival 2018 neu auch zu Market-Preview-Events am internationalen Dokumentarfilmfestival Visions du Réel in Nyon und an den Internationalen Kurzfilmtagen Winterthur ein. Ziel dieser Aktivität ist, in einem immer kompetitiveren Umfeld frühzeitig das Interesse von internationalen Verleihern und Sales für neue Schweizer Produktionen zu wecken. Ausserdem war SWISS FILMS dieses Jahr erstmals mit einem Stand am Filmmarkt (Mifa) des weltweit bedeutendsten Animationsfilmfestivals in Annecy präsent und konnte mit dem renommierten TorinoFilmLab eine neue Partnerschaft für das ScriptLab 2019 eingehen. Diese garantiert die Teilnahme für ein Schweizer Projekt.

Mit BAGHDAD IN MY SHADOW von Samir, BEAST von Lorenz Merz, MARE von Andrea Štaka, O FIM DO MONDO von Basil Da Cunha, PARADISE WAR von Niklaus Hilber und WHERE WE BELONG von Jacqueline Zünd befinden sich einige vielversprechende Schweizer Filme in Postproduktion. Für 2019 sind zudem mehrere von SWISS FILMS organisierte Filmprogramme in Vorbereitung, die über die nächsten zwei Jahre in Hong Kong, Taiwan, Japan und Südkorea gezeigt werden.

SWISS FILMS ist vom Bundesamt für Kultur mit der Umsetzung von Massnahmen beauftragt, welche die Marktchancen und die Sichtbarkeit von Schweizer Filmen im Ausland stärken.

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