Bedeutende Preise und starke Debutfilme prägen das Schweizer Filmjahr 2017 international

Die mehrfach preisgekrönten Schweizer Filme MA VIE DE COURGETTE von Claude Barras und DIE GÖTTLICHE ORDNUNG von Petra Volpe sind die erfolgreichsten Schweizer Filme 2017. Für Aufmerksamkeit an internationalen Filmfestivals sorgten mehrere Schweizer Nachwuchsfilmschaffende mit ihren Kurz- und Debutfilmen.

20.12.2017

Die mehrfach preisgekrönten Schweizer Filme MA VIE DE COURGETTE von Claude Barras und DIE GÖTTLICHE ORDNUNG von Petra Volpe sind die erfolgreichsten Schweizer Filme 2017. Für Aufmerksamkeit an internationalen Filmfestivals sorgten mehrere Schweizer Nachwuchsfilmschaffende mit ihren Kurz- und Debutfilmen. Darunter Jan-Eric Mack, der mit seinem Kurzfilm FACING MECCA einen Student Academy Award gewann und es jetzt auf die Shortlist für die Oscars 2018 schaffte. Die internationalen Box-Office-Zahlen der Filme mit Schweizer Beteiligung waren 2017 hingegen rückläufig.

Mit der Oscar-Nomination in der Kategorie langer Animationsfilm und dem zweifachen César-Gewinn von MA VIE DE COURGETTE des Walliser Regisseurs Claude Barras begann das Schweizer Filmjahr 2017 überaus erfolgreich. Erstmals war die Schweiz mit drei Filmen an den Academy Awards präsent: Sowohl MA VIE DE COURGETTE wie auch LA FEMME ET LE TGV von Timo von Gunten (Live Action Short Film) und I AM NOT YOUR NEGRO von Raoul Peck (Documentary Feature), koproduziert von Joëlle Bertossa und ihrer Firma Close Up Films erhielten eine Oscar-Nomination. Einen weiteren internationalen Erfolg konnte die Schweizer Regisseurin Heidi Specogna feiern: Sie erhielt für ihren Film, die schweizerisch-deutsche Koproduktion CAHIER AFRICAIN, am Deutschen Filmpreis 2017 die Lola für den besten Dokumentarfilm.

Die einzigartige Erfolgsgeschichte von MA VIE DE COURGETTE wurde im Dezember mit weiteren drei Preisen an den ersten European Animation Awards (Emile Awards) und der Auszeichnung für das Beste Drehbuch an den Trophées Francophones gekrönt.

Göttliche Preise und Zahlen
DIE GÖTTLICHE ORDNUNG von Petra Volpe feierte im April am Tribeca Film Festival in New York Weltpremiere mit drei Awards (Publikumspreis, Preis für beste Schauspielerin in einem internationalen Spielfilm, Nora Ephron Prize für Drehbuch/Regie). Der Film über die späte Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz war die offizielle Eingabe der Schweiz für die 90. Academy Awards in der Kategorie «Foreign Language Film».

DIE GÖTTLICHE ORDNUNG lief dieses Jahr erfolgreich in den Schweizer Kinos (Verleih: Filmcoopi). National erreichte er über 340’000 Eintritte und schaffte es damit unter die Top 3 Filme des Schweizer Kinojahrs. Der dänische World Sales TrustNordisk verkaufte den Film in über 30 Länder. Er lief in Deutschland, Österreich, Frankreich, Dänemark, Kanada und den USA im Kino und ist mit bisher rund einer halben Million Kinoeintritten weltweit die international erfolgreichste Schweizer Produktion 2017.

Rückgang der internationalen Box-Office-Zahlen
Weltweit ist die Anzahl Kinoeintritte in Filme mit Schweizer Beteiligung 2017 im Vergleich zu den letzten beiden Spitzenjahren stark zurückgegangen (von 3.7 auf rund 1 Million Eintritte). Die internationalen Box-Office-Zahlen der Schweizer Filme sind damit auf dem Stand von 2012. Der Rückgang der Zuschauerzahlen betrifft minoritäre wie majoritäre Schweizer Koproduktionen gleichermassen, während Schweizer Produktionen leicht zulegen konnten.

Der Rückgang ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Einerseits ist die Anzahl Schweizer Filme mit internationalen Kinostarts gesunken (von 62 auf rund 40 Filme), andererseits fehlten 2017 herausragende Schweizer (Ko)produktionen wie YOUTH oder SILS MARIA und Familienfilme wie die Box-Office-Hits HEIDI und MA VIE DE COURGETTE. Zugleich ist der Rückgang der Kinobesucher im Arthouse-Bereich eine internationale Tendenz.

Vielversprechender Schweizer Film-Nachwuchs
Maryam Goormaghtigh, Karim Sayad, Katharina Wyss, Cyril Schäublin sowie Lisa Brühlmann und Dominik Locher, «das neue Power Couple des Schweizer Films» (Die Zeit), haben dieses Jahr als neue Talente des Schweizer Films von sich reden gemacht. Die Regisseurin Goormaghtigh führte ihr dokumentarisches Roadmovie AVANT LA FIN DE L’ÉTÉ in Cannes (ACID) auf, Lisa Brühlmann feierte mit ihrem ersten langen Spielfilm BLUE MY MIND am Filmfestival San Sebastian (New Directors) Weltpremiere und wurde am Zurich Film Festival mit drei Preisen ausgezeichnet. GOLIATH von Dominik Locher lief am Locarno Festival (Concorso Internazionale) und danach in Busan, São Paolo und Tallin. Schäublin reiste mit DENE WOS GUET GEIT nach Locarno (Cineasti del presente) und anschliessend nach Thessaloniki und Bilbao. Auch an den A-Festivals in Toronto und Venedig sorgten Erstlingsfilme von jungen Schweizer Filmemachern wie OF SHEEP AND MEN von Karim Sayad oder SARAH JOUE UN LOUP GAROU von Katharina Wyss für Aufmerksamkeit.

Schweizer Auftritt in São Paulo
Am 41. International Filmfestival São Paulo, einem der bedeutendsten Festivals Lateinamerikas, wo die Schweiz als Ehrengast mit über 40 Filmen präsent war, dominierte ebenfalls der starke Schweizer Nachwuchs. Zugleich programmierte die Mostra São Paulo eine grosse Alain-Tanner-Retrospektive und zeigte ein Spezialprogramm von Georges Schwizgebel, der zuvor am Animationsfilmfestival in Annecy 2017 mit dem Honorary Cristal Award für sein Lebenswerk geehrt wurde. Dem Altmeister Alain Tanner waren dieses Jahr auch weitere Programme gewidmet, wie etwa die Retrospektive im Kino Metrograph in New York, die grosses Medienecho auslöste, von der New York Times bis zum Vogue Magazine.

Das Swiss Showcase in Brasilien war eine Initiative von SWISS FILMS im Auftrag des Bundesamtes für Kultur BAK in Zusammenarbeit mit der Mostra und der Unterstützung der diplomatischen und konsularischen Vertretungen der Schweiz in Brasilien.

Erfolgreiche Schweizer Kurzfilme
2017 war für den Schweizer Kurzfilm erneut ein starkes Jahr. Fünf Kurzfilme waren aufgrund ihrer Auszeichnungen an «Oscar qualifying festivals» für die Shortlist der 90. Academy Awards wählbar: FACING MECCA von Jan-Eric Mack waren dies die Animationsfilme BEI WIND UND WETTER von Remo Scherrer und IN A NUTSHELL von Fabio Friedli sowie die Dokumentarfilme EN LA BOCA von Matteo Gariglio und MORIOM von Francesca Scalisi und Mark Olexas.

FACING MECCA wurde an den Student Academy Awards ausgezeichnet und steht nun auf der Shortlist für eine Oscar-Nomination in der Kategorie Live Action Short Film, EN LA BOCA war für den European Film Award 2017 nominiert. Zu den Festival-Hits 2017 zählten zudem AIRPORT von Michaela Müller und DER KLEINE VOGEL UND DIE RAUPE von Lena von Döhren.

Die Promotionsagentur SWISS FILMS unterstützt im Auftrag des Bundesamtes für Kultur die internationale Verbreitung des Schweizer Films mit Unterstützungsmassnahmen, Fachberatungen und Promotionsaktivitäten.

SWISS FILMS, 20.12.2017