Goldener Leopard für „Das Fräulein“

14.08.2006

Die Schweizer Regisseurin Andrea Staka gewann mit ihrem Spielfilmdebüt „Das Fräulein“ (Produktion: Dschoint Ventschr, Zürich) den mit 90'000 CHF dotierten Hauptpreis des 59. Internationalen Filmfestivals Locarno, welches am 12. August 2006 zu Ende ging. Letzter Schweizer Gewinner des Goldenen Leoparden vor Andrea Staka war 1985 Fredi M. Murer mit seinem heute als Klassiker gefeierten Film „Höhenfeuer“. In der Schweizer Sektion der Pardi di domani triumphierten die Kurzfilme der Absolvent/innen der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich. Der Schweizer Dokumentarfilm „Zeit des Abschieds“ von Mehdi Sahebi (Cineworx Filmproduktion, Basel) erhielt den mit 8'000 CHF dotierten Preis SRG SSR idée suisse der Kritikerwoche 2006.
„Das Fräulein“ schildert den Alltag der fünfzigjährigen Ruza, welche ihre serbische Heimat vor 30 Jahren verlassen hat und ihr Auskommen als Leiterin einer Betriebskantine in Zürich verdient. Ihr eintöniges Leben sowie dasjenige ihrer kroatischen Mitarbeiterin, welche von der Rückkehr in das in der Heimat mit ihrem Mann errichtete Haus träumt, geraten ins Trudeln als die junge Ana, eine lebenslustige Frau aus Sarajevo auftaucht. In der Begegnung der drei Frauen verschiedener Generationen und Herkunft setzt sich die in der Schweiz aufgewachsene Regisseurin mit den Erinnerungen an die Wurzeln, die Hoffnungen und dem einsamen Dasein der Emigrantinnen auseinander. Neben dem Goldenen Leoparden erhielt dieser in Koproduktion mit Deutschland entstandene Film den Ersten Preis der Jugendjury im Wert von 6'000 CHF sowie den von der internationalen Vereinigung der Filmklubs FICC ausgerichteten Don Quijote–Preis.



Bei den Leoparden von Morgen gewann „Nachtflattern“ von Carmen Stadler, Absolventin der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich (HGKZ), den mit 6'000 CHF dotierten Pardino d’Oro. Den von Kodak in Form von Filmmaterial im Wert von 6'000 CHF gesponserten Pardino d’Argento erhielt der ebenfalls an der HGKZ entstandene Film „Aschenbrüder“ von Markus Heiniger und Steve Walker. Dieser Film gewann überdies den von der Jugendjury vergebenen Preis Cinema e Gioventu im Wert von 3'000 CHF. Der Action Light Preis für das Beste Nachwuchstalent in Form von technischer Ausstattung im Wert von 33'000 CHF ging an „La vérité vraie“ von Tania Zambrano–Ovalle. Eine besondere Erwähnung erhielt der Film „Nouvel Ordre“ von Gregory Bindschedler, Ausonio Tavares de Sousa und Jean–Daniel Schneider.



Die Jury der Kritikerwoche hält in ihrer Laudatio für den einstündigen Dokumentarfilm „Zeit des Abschieds“ von Mehdi Sahebi fest: „Der Regisseur zeigt mit Sensibilität und Wagemut die Entwicklung der Krebskrankheit von Giuseppe. Dabei fängt er sowohl die grotesken Auswüchse moderner Medizin als auch die Ironie, mit welcher der Protagonist seiner Krankheit begegnet ein. Der Kranke und der Filmemacher scheinen fast gemeinsam Regie zu führen. Die Grenzen zwischen Regisseur und Protagonist verschwinden. Das in Realzeit dargestellte Sterben wird zu einer Elegie auf das Leben.“



Locarno, 12. August 2006
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