Vorschau auf die 39. Solothurner Filmtage (19. – 25. Januar 2004)

08.12.2003

Der traditionelle Auftakt des Kinojahrs in der Schweiz sind die Solothurner Filmtage, an welchen sich in der Aarestadt Filmschaffende, Medien- und Kinofachleute sowie ein zahlreiches Publikum aus der ganzen Schweiz und dem Ausland einfinden. Rund drei Dutzend neue Schweizer Filme aller Genres und Längen erleben im Hauptprogramm ihre Premiere. Darunter eine Anzahl neuer Dokumentarfilme – ein besonders fruchtbares und erfolgreiches Genre, welches dem Schweizer Filmschaffen häufig auch im Ausland Anerkennung verschafft. Dem international bekannten Schweizer Schauspieler Jean-Luc Bideau ist die Retrospektive dieser 39. Ausgabe gewidmet. Der Schweizer Filmpreis – die in fünf Kategorien vergebene, in der Schweiz wichtigste Auszeichnung für Filme – findet am 21. Januar 2004 ebenfalls im Rahmen der Solothurner Filmtage statt.
Rund 300 Filme sind dieses Jahr für die Solothurner Filmtage angemeldet worden, wovon die Auswahlkommission unter der Leitung von Filmtage-Direktor Ivo Kummer ungefähr die Hälfte aufgenommen hat. Unter den herausragenden Premieren im Hauptprogramm sind die Dokumentarfilme ”Halleluja, der Herr ist verrückt” von Alfredo Knuchel (”Besser und Besser”) und ”Krokus – as long as we live” von Reto Caduff zu nennen, zwei Filme, welche sich – der eine über die legendäre Hardrockband “Krokus” und der andere über das Kunstschaffen in Adolf Wölflis Wirkungsort, der psychiatrischen Klinik Waldau – auf sehr eindrückliche Weise mit der Kunst und Kultur in der Schweiz auseinandersetzen. Der Spielfilm ”Strähl” von Manuel Hendry – das Drama eines Zivilfahnders im Zürcher Rotlichtmilieu – gehört ebenfalls zu den Hightlights dieser Ausgabe. Unter den 2004 in Solothurn erstmals in der Schweiz aufgeführten Spielfilmen befinden sich mehrere ausländische (Ko-)Produktionen mit Schweizer Regie, so u.a. der in Portugal entstandene Film ”Daqui p’rá alegria” von Jeanne Waltz, der in den USA hergestellte Film ”The Definition of Insanity” von Frank Matter und Robert Margolis sowie die schweizerisch-deutsche Produktion “Wenn der Richtige kommt” von Oliver Paulus und Stefan Hillebrand.

Dass sich das Filmland Schweiz nicht abkapseln will, sondern im Gegenteil die Zusammenarbeit mit dem europäischen Ausland sucht, illustriert die im Rahmen des Festivalprogramms organisierte Präsentation der Filmproduktion aus Polen. Ein gutes Dutzend jüngster polnischer Filme, darunter ”Hi, Tereska” von Robert Glinski, werden in Solothurn gezeigt und ein schweizerisch-polnisches Branchentreffen durchgeführt.

Grosse Aufmerksamkeit gilt in Solothurn dem Nachwuchs, dem Kurz- und Experimentalfilm, zumal sich die Filmtage nicht als Wettbewerbsfestival sondern als Forum des Schweizer Filmschaffens verstehen, wo neue Talente entdeckt und das Gespräch zwischen Regisseur/innen und Publikum gefördert werden. Drei in Zusammenarbeit mit den filmwissenschaftlichen Instituten in Lausanne und Zürich organisierte Podiumsgespräche gelten dem ”Reden über Film”. Zur Debatte stehen u.a. der Dokumentarfilm-Boom und der Filmstar-Kult in der Schweiz. Einem eigentlichen Filmstar ist die Retrospektive der Filmtage gewidmet. Geehrt wird der Schweizer Schauspieler Jean-Luc Bideau, der seine internationale Karriere Regisseuren wie Alain Tanner (“Charles, mort ou vif”; “La Salamandre”), Claude Goretta (“L’invitation”) und Michel Soutter (“James ou pas”; “Les Arpenteurs”) verdankt und dem französischen Theaterpublikum auch als Mitglied der Comédie Française in Paris bestens bekannt ist.

Zürich, 23. Dezember 2003
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