SWISS FILMS Jahresrückblick: Schweizer Nachwuchs & hochkarätige Koproduktionen prägen das Filmjahr

Vom Max Ophüls Preis für den erfolgreichen Erstlingsfilm «Chrieg» in Saarbrücken bis zu den European Film Awards für «Youth»: Die Promotionsagentur SWISS FILMS blickt zum 40. Jubiläum ihres Bestehens auf ein erfolgreiches Jahr zurück. International sorgten vor allem der Schweizer Nachwuchs sowie Koproduktionen für Aufsehen. Auch Schweizer Dokumentarfilme gelangten zu internationalem Ruhm. «Iraqi Odyssey» von Samir fand dank der Oscar-Kampagne und dem gleichzeitigen Kinostart in den USA grosse Beachtung.

28.12.2015

Vom Max Ophüls Preis für den erfolgreichen Erstlingsfilm «Chrieg» in Saarbrücken bis zu den European Film Awards für «Youth»: Die Promotionsagentur SWISS FILMS blickt zum 40. Jubiläum ihres Bestehens auf ein erfolgreiches Jahr zurück. International sorgten vor allem der Schweizer Nachwuchs sowie Koproduktionen für Aufsehen. Auch Schweizer Dokumentarfilme gelangten zu internationalem Ruhm. «Iraqi Odyssey» von Samir fand dank der Oscar-Kampagne und dem gleichzeitigen Kinostart in den USA grosse Beachtung.

Das Jahr 2015 hat für den Schweizer Film im Ausland vielversprechend angefangen. Am Internationalen Filmfestival in Rotterdam war mit Nicolas Steiners «Above and Below» erstmals seit zehn Jahren wieder ein Schweizer Film in der begehrten Wettbewerbssektion Hivos Tiger Awards vertreten. Einen wahren Preisregen für den Schweizer Film gab es am 36. Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken. «Chrieg» von Simon Jaquemet und «Driften» von Karim Patwa wurden beide mehrfach ausgezeichnet. Für eine kleine Sensation sorgte Anfang Jahr auch «Parvaneh». Talkhon Hamzavi und Stefan Eichenberger repräsentierten die Schweiz im Februar 2015 an den 87. Academy Awards: der Schweizer Kurzfilm war für den Oscar in der Kategorie Live Action Short nominiert. Die Promotionsagentur SWISS FILMS (bis 2004 «Schweizerisches Filmzentrum») feierte dieses Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum und kann künftig mit weiteren Erfolgen einer international bestens vernetzten helvetischen Filmszene rechnen.

Gute Präsenz in Berlin und Cannes – erfolgreiche Koproduktionen
Die Schweiz war an der 65. Berlinale in diversen Sektionen mit Filmen vertreten. Die zwei Dschoint Ventschr Produktionen «Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern» von Stina Werenfels und «Iraqi Odyssey» von Samir liefen in der vielbeachteten Sektion Berlinale Panorama und mit der Koproduktion «Vergine giurata» war die Schweiz auch im prestigeträchtigen Wettbewerb präsent. Mit «Une jeunesse allemande» feierte eine weitere Koproduktion im Panorama Weltpremiere. Beide Koproduktionen wurden anschliessend für zahlreiche Festivals selektioniert und mehrfach prämiert. Auch Samirs «Iraqi Odyssey» konnte 2015 seine beachtliche Festival-Karriere fortführen und ging Mitte Jahr für die Schweiz ins Oscar-Rennen.
Starke minoritäre Koproduktionen dominierten auch das Schweizer Line-Up an den 68. Filmfestspielen von Cannes. Zudem waren auffallend viele Schweizer Produzentinnen mit ihren Werken in Cannes präsent, wie etwa Anne Walser, C-Films, mit «Youth», Joëlle Bertossa, Close Up Films, mit «L’ombre des femmes», Elena Tatti und Elodie Brunner, Box Productions mit «Arabian Nights» sowie Ruth Waldburger, Vega Film, mit «Amnesia». Ausserdem machte Lionel Baier in Cannes mit «La vanité» in der für den internationalen Verleih viel beachteten Sektion ACID auf sich aufmerksam.

Der Schweizer Filmnachwuchs erobert Europa
2015 sorgte vor allem auch der Schweizer Nachwuchs international für Aufsehen. So lief das preisgekrönte Erstlingswerk «Chrieg» von Simon Jaquemet 2015 an 18 Filmfestivals, «Above and Below» von Nicolas Steiner wurde an 24 Festivals gezeigt und ist somit der meist selektionierte Schweizer Film auf internationalen Festivals. «Chrieg» und «Above and Below» kommen Anfang 2016 in Deutschland ins Kino, «Above and Below» später auch in den USA.

Am Festival del film in Locarno feierte «Heimatland», von zehn jungen Schweizer RegisseurInnen realisiert, als einziger Schweizer Film im Internationalen Wettbewerb seine Weltpremiere. Der politisch brisante Film sorgte national und international für Aufsehen und lief zuletzt am renommierten Tallinn Black Nights Film Festival. Auch die Schweizer Koproduktion «Keeper» mit Kacey Mottet Klein in der Hauptrolle, lief seit der Premiere in Locarno an vielen Festivals, unter anderem in Toronto am 33. TIFF. Mottet Klein wurde soeben von einer internationalen Jury als einer von zehn Berlinale Shooting Stars 2016 ausgewählt. Im Juni trumpfte ausserdem der Schweizer Schauspieler Joel Basman in Berlin auf: Er erhielt den Deutschen Filmpreis für die «Beste männliche Nebenrolle» im deutschen Film «Wir sind jung. Wir sind stark».

Internationaler Erfolg für Westschweizer Kurzfilme
Bei den Kurzfilmen dominierten 2015 Produktionen aus der Westschweiz. Unter den Top 5 Festival-Hits befinden sich vier Filme aus der Romandie. Spitzenreiter ist «Discipline» von Christophe M. Saber. Die ECAL-Produktion lief dieses Jahr an 66 Festivals und erhielt rund 40 Preise. Der Animationsfilm «Aubade» von Mauro Carraro lief an 59 Festivals und wurde neun Mal ausgezeichnet. Zudem waren «Kacey Mottet Klein, naissance d’un acteur» (24 Festivals, 4 Preise) von Ursula Meier und «Erlkönig» (13 Festivals, 6 Preise) von Georges Schwizgebel international beliebt. Auch «Messages dans l‘air» von Isabelle Favez lief dieses Jahr an 33 Festivals.
Die Genfer Regisseurin Moïra Pitteloud wurde mit ihrem Kurzfilm «L’offre», einer HEAD-Produktion, als eine von zehn vielversprechenden europäischen FilmemacherInnen im Rahmen des 50. Internationalen Filmfestivals in Karlovy Vary ins neue Förderprogramm der European Film Promotion EFP Future Frames aufgenommen.

Schweizer Dokumentarfilmschaffen bleibt stark
Viel Anerkennung erfuhren 2015 insbesondere auch die Dokumentarfilme. Gleich vier Schweizer Beiträge waren unter den letzten 15 für eine Nomination empfohlenen Werke in der EFA Documentary Selection vertreten: Nicola Belluccis «Grozny Blues», Marcel Gislers «Electroboy», «Above and Below» von Nicolas Steiner sowie die Koproduktion «La buena vida - Das gute Leben» des deutschen Regisseurs Jens Schanze. Zu den erfolgreichsten Dokumentarfilmen gehörte neben «Above and Below» und «Iraqi Odyssey» dieses Jahr auch «L’abri» von Fernand Melgar, der an 17 Festivals gezeigt wurde. Stark präsent waren im Herbst gleich mehrere Schweizer Produktionen an den renommierten Festivals in Leipzig, Kopenhagen und Amsterdam. Die Koproduktion «Sonita» erhielt am International Documentary Filmfestival Amsterdam IDFA den Publikumspreis sowie die Auszeichung der Jugendjury.

Internationale Kinostarts von Filmen mit Schweizer Beteiligung
2015 sind rund 50 Schweizer (Ko-)Produktionen in den Nachbarländern Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich im Kino gestartet. Den grössten Erfolg konnte «Youth» von Paolo Sorrentino mit rund 1 Million Zuschauern in Italien, 380‘000 in Frankreich und bis jetzt 130‘000 in Deutschland verzeichnen, gefolgt von «Le meraviglie», mit rund 140‘000 Besuchern in Frankreich und 180‘000 in Italien. Trotz härterer Konkurrenz wegen dem Wegfall der automatischen Verleihförderung MEDIA stellt SWISS FILMS lediglich eine leichte Abnahme bei der Anzahl Anträge internationaler Verleiher für Exportförderung fest.
Erfreulich waren auch die Box Office Zahlen für «Yalom’s Cure» von Sabine Gisiger mit 86‘000 Zuschauern in Deutschland und über 20‘000 in Frankreich sowie die Zuschauerzahlen in Deutschland für «Camino de Santiago» von Jonas Frei (rund 25‘000), «Die Böhms – Architektur einer Familie» des Schweizer Nachwuchsregisseurs Maurizius Staerkle Drux (rund 25‘000), «Giovanni Segantini - Magie des Lichts» von Christian Labhart (über 18‘000) sowie «Neuland» von Anna Thommen (über 13‘000). «Northmen – A Viking Saga» wurde in über 54 Länder verkauft und war somit 2015 der erfolgreichste Schweizer Kinofilm auf dem internationalen Parkett. Er kam bislang weltweit in 20 Ländern ins Kino (Stand 20.12.2015 / Quelle: Rentrak / für «Northmen – A Viking Saga», Ascote Elite).

«Youth», Gewinner am European Film Award
Das Filmjahr endete mit dem grossen Erfolg von «Youth» am European Film Award. Der von Anne Walser (C-Films) koproduzierte Film, der mehrheitlich in den Schweizer Bergen gedreht und mit zahlreichen Schweizer Darstellern in Nebenrollen besetzt wurde, erhielt im Dezember in Berlin gleich drei Preise von fünf Nominationen: den European Film Award, den European Director Award für Paolo Sorrentino sowie den European Actor Award für Michael Caine.

Ausblick 2016
Nach einem ereignisreichen Jahr schaut SWISS FILMS erwatungsvoll in die Zukunft. Mit dem ausserordentlich erfolgreichen Dreiländer-Kinostart von «Heidi» am 10. Dezember in Deutschland, Österreich und der Schweiz und bislang total rund einer halben Million Zuschauer verspricht die Neuverfilmung des Schweizer Kinderbuchklassikers sich 2016 zum neuen Exportschlager des Schweizer Films zu entwickeln (Stand 21.12.2015, Quelle: Zodiac Pictures).
Im Frühjahr ist die Schweiz als Gastland ans 31. Internationale Filmfestival Guadalajara (FICG) eingeladen und wird vom 3. bis 13. März mit einem attraktiven Programm mit aktuellen Filmen und einer Delegation von renommierten Schweizer Filmschaffenden am bedeutendsten Filmfestival und Filmmarkt Lateinamerikas vertreten sein.
Gespannt sein darf man auch auf den neusten Dokumentarfilm von Markus Imhoof mit dem Titel «Eldorado», der sich mit der Flüchtlingsthematik in Nordafrika beschäftigt und voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2016 seine Weltpremiere feiern wird. 

SWISS FILMS, 28. Dezember 2015

Person

  • Elena Tatti