Talking to... Lea Favre
Die Schweizer Filmemacherin über ihren Weg zum preisgekrönten Stop-Motion-Film QUI PART À LA CHASSE
02.06.2025
Lea Favre schloss ihr Studium an der ECAL (École cantonale d'art de Lausanne) 2024 ab und arbeitet zurzeit für das Animationsstudio Hélium Films in Lausanne. Ihr Bachelor-Film HUNTING hat kürzlich den Preis für den besten Abschlussfilm in der Student Competition beim Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart gewonnen. Er wird im Wettbewerb für Abschlussfilme in Annecy gezeigt.
Du hast einen Preis in Stuttgart erhalten. Wie bist du auf die Idee zu deinem Film gekommen?
Mein Kurzfilm ist ein Dokumentarprojekt und erzählt eine Geschichte, die ich bis auf wenige inszenierte Details tatsächlich erlebt habe. Es war zunächst ein Abenteuer, das sich dann in ein Missgeschick verwandelte. Aber sehr schnell wurde mir klar, dass es alles hatte, was ein echter Film braucht, und dass ich daraus eine Stärke machen konnte.
Ich bin unendlich dankbar und gerührt über diesen Preis, denn er zeigt, dass meine Geschichte über meine persönliche Erfahrung hinausgeht und Menschen anspricht, die ich nicht kenne. Und das ist der schönste Sieg!
Was fasziniert dich an der Animation? Welches einschneidende Ereignis hat dich dazu bewogen, Animation zu deinem Beruf zu machen?
Was mich an der Animation fasziniert, ist das Universum der Möglichkeiten. Man kann Dinge zeigen, die man sonst nie sehen könnte, man kann Gefühle personifizieren. Ich liebe die kindliche Seite, die das sofort hervorruft, und mir vorzustellen, wie man damit spielen kann. Ich mag es, dass es Jahre dauert, dass jedes Element aus einem bestimmten Grund ausgewählt wird und dass trotz allem die Schönheit der Unvollkommenheiten zum Vorschein kommt.
Was mich dazu ermutigt hat, mich professionell mit Animation zu beschäftigen, war die Erfahrung mit dem Film SAUVAGES von Claude Barras, bei dem ich 2023 ein Praktikum machen durfte. Neun Monate lang habe ich die Entstehung dieses riesigen Stop-Motion-Projekts miterlebt. Jeden Tag strahlten meine Augen, und als die Dreharbeiten beendet waren, musste ich einfach einen Weg finden, um weiterzumachen!
Gibt es Techniken, die du gerne ausprobieren würdest?
Im Bereich Animation bin ich sehr neugierig auf die Scherenschnitt-Technik und würde gerne einmal eine Geschichte mit dieser Technik entwickeln. Ansonsten habe ich gerade mein Studium an der École cantonale d'art de Lausanne (ÉCAL) abgeschlossen, einer Schule für Live-Action. Ich bin dieser Technik und dem Dokumentarfilm nach wie vor sehr verbunden. Ich filme gerne selbst die Menschen um mich herum – auch wenn es nicht perfekt ist – und finde Wege, sie in Filmfiguren zu verwandeln. In Zukunft würde ich gerne zwischen Live-Action und Animation wechseln können.
Welcher Animationsfilm hat dich als Kind begeistert?
Als ich kleiner war, habe ich ARISTOCATS und RATATOUILLE geliebt, aber mein Favorit als Animationsfilm ist noch gar nicht so lange her: als MA VIE DE COURGETTE im Kino herauskam und ich das Glück hatte, ihn zu entdecken. Ich finde diesen Film in jeder Hinsicht wunderschön und er bewegt mich immer wieder aufs Neue. Ich glaube, das ist wirklich mein absoluter Lieblingsfilm!
An welchem Projekt arbeitest du derzeit?
Aktuell habe ich das Glück, Teilzeit als Produktionsassistentin bei Hélium Films zu arbeiten, einer grossartigen Animationsfirma in Lausanne. Ich habe einige Kurzfilmprojekte im Kopf, die ich parallel zu dieser Arbeit entwickeln möchte, aber da ist noch alles offen. Eines ist sicher: Ich möchte weiterhin auf meine eigene Art und Weise, natürlich etwas romantisierend, von den lustigen Ereignissen erzählen, die mir widerfahren sind.
Mit welcher ausländischen Produktionsfirma würdest du gerne zusammenarbeiten?
Egal mit welcher, solange die Leute nett sind und wir gut miteinander kommunizieren kann. :-)
Hast du dein verstecktes Talent, das nur wenige Menschen kennen?
Ich bin verrückt nach Nähen und Stricken. Ich liebe es, meine Kleider selbst zu machen und alles von A bis Z auszuwählen, angefangen bei einem Stoff, den ich in einem Secondhand-Laden gefunden habe. Ausserdem weiss ich nicht, ob es ein Talent oder eine Gabe (oder etwas anderes) ist, aber seit ich klein war, finde ich überall vierblättrige Kleeblätter. Immer wieder.