Talking to... Sophia Rubischung

Produzentin bei Aaron Film

05.11.2025

Mit dem Projekt REBELIÓN DE LA MEMORIA von Regisseur Joël Jent nimmt Sophia Rubischung an der IDFAcademy teil. Das Projekt konnte bereits an zahlreichen Lab- oder Marktprogrammen teilnehmen und wurde unter anderem mit dem Impact Accelerator von SWISS FILMS in Partnerschaft mit The StoryBoard Collective unterstützt.

«REBELIÓN DE LA MEMORIA» nimmt seit dem Sommer am Project Space 2025 der IDFA teil, welche Erfahrungen hast Du gemacht?

IDFA Project Space richtet sich an Projekte, die sich in Entwicklung oder Postproduktion befinden. Unser Film befindet sich zwar noch mitten in der Produktion, doch da wir eng mit unserem Editor Jann Anderegg zusammenarbeiten, konnten wir bereits einen ersten groben Schnitt erstellen. Dies ermöglicht es uns, kommende Drehs gezielter zu planen und die Erzählstruktur parallel weiterzuentwickeln. Während des Programms wurden wir vom erfahrenen Editor Ollie Huddleston begleitet. Wir haben mit ihm daran gearbeitet, den Schnitt zu verfeinern, unsere Vision zu schärfen und sie dem Publikum in einer emotional zugänglichen Form zu vermitteln. Der Kurs erstreckte sich über drei Sessions von Juni bis September. Neben aufschlussreichen Case Studies und Masterclasses stand unter anderem die mentale Gesundheit der Filmemacher:innen im Mittelpunkt. Die Präsenzwoche in Amsterdam war schliesslich den Mentor:innen-Sitzungen gewidmet, in denen wir täglich mehrere Stunden konkret an unseren Projekten arbeiteten.

Für uns als Regie-Produktionsduo war diese Erfahrung besonders wertvoll, da wir das Projekt gemeinsam weiterentwickeln konnten. Anders als in vielen anderen Workshops, die sich meist auf Regie ODER Produktion konzentrieren. So konnten wir mit den Mentor:innen alle Aspekte des Films ganzheitlich besprechen.

Kannst Du uns ein paar Einblicke zum aktuellen Stand der Produktion geben?

Joël Jent, der Regisseur des Films, arbeitet seit 2014 an REBELIÓN DE LA MEMORIA und hat während mittlerweile fünf mehrwöchiger Dreharbeiten eine enge Beziehung zu den Protagonist:innen aufgebaut. Der letzte Drehblock ist für Januar 2026 geplant. Inzwischen rückt unsere Impact-Kampagne stärker in den Fokus. Sie zielt darauf ab, die betroffenen Gemeinden in den Anden zu unterstützen, indem wir Dialog-Plattformen schaffen und den Austausch durch Screenings fördern möchten. Unsere Screening-Tour wird durch Psycholog:innen aus der Region begleitet, die vor und nach dem Film über Therapieformen und -möglichkeiten informieren. Zusätzlich möchten wir durch einen Filmworkshop und einen Kurzfilmwettbewerb lokalen Stimmen national und international zu mehr Sichtbarkeit verhelfen – in Zusammenarbeit mit dem sozialwissenschaftlichen Institut der Universität Ayacucho. Unser Ziel ist es, das Bewusstsein und die Sichtbarkeit der Konfliktopfer zu stärken und durch unseren Film sowie die Impact-Kampagne den Dialog zu fördern.

Da noch ein kleiner Finanzierungs-Gap besteht, haben wir in zahlreichen Lab-, Market- und Pitching-Teilnahmen die Suche nach weiteren Partnern intensiviert. Diese Teilnahmen waren für uns besonders wichtig, um das Projekt für die Auswertung gut aufzustellen, es international zu verankern und dabei Feedback aus unterschiedlichen Kulturkreisen einfliessen zu lassen. Die Inputs und Rückmeldungen aus diesen Programmen waren äusserst bereichernd, und wir haben insbesondere in der Schlussphase der Projektentwicklung stark davon profitiert.

Wie entstand die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Koproduktionspartnern?

Eine Koproduktion mit Peru war von Beginn an vorgesehen, da es uns wichtig war, den Film lokal zu verankern. Mit Claudia Chávez Lévano von Amazona Producciones haben wir die ideale Partnerin gefunden. Sie ist für die Koordination der Dreharbeiten und die Kommunikation vor Ort zentral. Beim Koproduktions-Pitching des Filmfestivals in Guadalajara konnten wir Partner aus Kanada und Mexiko gewinnen. Mit ihnen arbeiten wir nun daran, die Finanzierung abzuschliessen und den Film international breit auszuwerten. Unsere Freunde von Antipode in Norwegen unterstützen das Projekt mit ihrem grossen Netzwerk und ihrer Erfahrung. Es ist für uns sehr motivierend zu spüren, auf wieviel Interesse und Engagement unser Projekt international stösst, und welche Resonanzen es in unterschiedlichen Kulturkontexten auslöst.

Was würdest Du dir für den Film wünschen?

Ich wünsche mir, dass REBELIÓN DE LA MEMORIA in einer zunehmend polarisierten Welt ein Zeichen für Dialog und gegenseitiges Verständnis setzt und in Peru, aber auch Europa ein breites und interessiertes Publikum erreicht. In Peru selbst möchten wir mit dem Film Menschen dazu ermutigen, ihre eigenen Geschichten zu teilen und zu einem offeneren Dialog beizutragen. Dies ist für den Versöhnungsprozess entscheidend und trägt zur Aufarbeitung des Konfliktes bei. Der Bürgerkrieg, der nach neuesten Schätzungen über 91’000 Opfer forderte, ist nach wie vor ein Tabuthema, während besonders die Andenregion weiterhin mit seinen gravierenden Folgen kämpft. 

Auf globaler Ebene hoffe ich, dass der Film dazu beiträgt, den peruanischen Konflikt international bekannter zu machen. Im Gegensatz zu den Konflikten in Ländern wie Argentinien, Kolumbien oder Chile ist der peruanische Konflikt nämlich kaum bekannt. Eine stärkere internationale Wahrnehmung ist entscheidend, damit die betroffenen Regionen Ayacucho und Huancavelica die Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten, die sie für die Aufarbeitung benötigen.

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